Über die Verleihung des Alexanderpreises an Sven Grünewald berichtete das Regjo-Magazin in seiner Ausgabe II/2011:

sven-gruenewaldWas macht einen guten Journalisten aus? Neben Wortgewandtheit und Sprachbeherrschung wohl vor allem eine gesunde Aufgeschlossenheit, Neugierde und eine kritische Geisteshaltung. Diese Eigenschaften hat Sven Grünewald allemal – fand zumindest die Alexanderstiftung und zeichnete seinen Beitrag über die Geschichte des international bedeutsamen, in seiner Heimatstadt Göttingen aber eher übersehenen Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in der Ausgabe 1/2010 des RegJo aus. Sprachlich und inhaltlich sei der Artikel sehr gut und zudem vorbildlich, indem er von der Sachkenntnis der DLR-Wissenschaftler ausgiebig Gebrauch mache, so Dr. Achim Block in seiner Laudatio am 26. Februar.

Die Alexanderstiftung zeichnet seit 1990 journalistische Arbeiten aus, die sich mit fast vergessenen Themen aus der Geschichte der Stadt Göttingen und ihres Umfelds befassen. Grünewald wurde in der diesjährigen 22. Preisverleihung der erste Preis von dreien verliehen, insgesamt waren 34 Beiträge eingereicht worden. Die weiteren Preisträger sind Michael Schäfer, der für seine Artikelserie „Glocken in der Göttinger Region“ den dritten Preis bekam ebenso wie Erik Westermann für seinen Artikel über das Karl May Archiv in Göttingen. Den zweiten Preis erhielt der Braunschweiger Journalist Eckhard Schimpf. Er porträtierte den Braunschweiger Zeitungsverleger und Chefredakteur Hans Eckensberger.

Für unseren Chefredakteur kam die Auszeichnung eher überraschend. Er hatte seinen Artikel nicht einmal selbst für den Preis eingereicht. Und doch erscheint es irgendwie passend, dass er gerade mit einem Preis für übersehene, schwer zu findende Themen ausgezeichnet wurde. Wenn man sich mit ihm unterhält, wird schnell klar, dass es wenig zu geben scheint, für das er sich nicht interessiert. Übers gute Zuhören geht das weit hinaus: Was man auch erzählt, es folgen Nachfragen, dann kritisches Hinterfragen, dann meist eine wohlinformierte Meinung. Halbgeformte, vage oder einfach schlecht durchdachte Ideen werden sofort entblößt. Stimulierend ist das auf jeden Fall, anstrengend aber manchmal auch.

Ist der 34-Jährige also für den Journalismus geboren? „Nein, eigentlich bin ich eher zufällig als Quereinsteiger dazu gekommen, aber ich glaube, ich habe mir gerade deshalb eine medienkritische Perspektive auf die eigene Arbeit bewahren können.“ Journalismus ist die Kunst der Distanz, meint er dazu – nicht nur dem Gegenstand gegenüber, sondern auch der eigenen Arbeit. Die massenmedial monotone Meinungslandschaft ist daher auch eines der Hauptthemen seiner Journalismus-Seminare an der Universität Göttingen, mit denen er das medienkritische Bewusstsein der Studenten schärfen will.

Zudem versucht er mit seiner Arbeit beim RegJo positiv-kritisch zur Medienlandschaft beizutragen. „Es ist ein Privileg, an den Weltbildern zumindest ein Stück weit öffentlich mitarbeiten zu können.“ Und für uns wie für die Stiftungs-Jury ist es oft genug ein Vergnügen, das von ihm dabei Geschaffene zu lesen.