Norman Lippert: Schwarz auf Weiß

Laudatio von Elena Schrader zum 2. Preis an Norman Lippert

Sehr geehrte Damen und Herren,
zunächst einmal möchte ich kurz ein Dankeschön loswerden – ein Dank für die Freude, heute ausgerechnet den folgenden Autor auszeichnen zu dürfen.
Um eines an dieser Stelle direkt einmal vorweg zu nehmen und jeglichen Verdacht auf ,Geschmäckle‘ aus dem Weg zu räumen: Die Entscheidung, welche Autoren den Alexanderpreis bekommen, fällt in jedem Jahr auf die gleiche Art und Weise. Wer die Kriterien, die Wolfgang Alexander einst vorgegeben hat, am besten erfüllt, der verdient auch diese Auszeichnung – ungeachtet dessen, in welchem Medium, der Beitrag erschienen ist, wer in der Jury sitzt oder wie oft ein Autor an der Reihe ist.


Und so ist es auch keineswegs verwunderlich, dass Norman Lippert in diesem Jahr bereits zum dritten Mal in Folge hier vorne auf der Bühne stehen wird. Man kommt einfach nicht mehr um ihn herum.
Seinen neuesten journalistischen Beitrag mit dem Titel „Schwarz auf weiß“, durften wir in der Herbst-Ausgabe des faktors veröffentlichen – und als Chefredakteurin des Magazins bin sehr dankbar, dass Sie, Herr Lippert, immer wieder mit neuen und spannenden Themen an uns heran treten.
In „Schwarz auf weiß“ hat Norman Lippert in kurzweiliger und vor allem allgemeinverständlich Weise ein Thema auf den Punkt gebracht – oder treffenderweise gesagt „auf das Papier“ gebracht –, das gerade für uns als schreibende Zunft von großer aktueller Bedeutung ist, insbesondere in Zeiten von Energiewende und Digitalisierung.
Er schreibt über ein Thema, das in Vergessenheit geraten oder für manchen von uns vielleicht sogar bislang unentdeckt gewesen ist? Oder wussten Sie, dass es einst ein Göttinger war, der das Papierrecycling erfunden hat?
Ich zitiere aus dem Text:
Im Jahre 1774 veröffentlichte der Göttinger Juraprofessor Justus Claproth eine acht Seiten umfassende Publikation mit dem sperrigen Titel ,Eine Erfindung, aus gedrucktem Papier wiederum neues Papier zu machen und die Druckerfarbe völlig herauszuwaschen‘.
In ihr beschrieb Claproth detailreich den von ihm erdachten Prozess zur Wiederaufbereitung von bedrucktem Papier unter dem Einsatz von Terpentinöl, Wascherde und Kalk. Die praktischen Versuche wurden in der Papiermühle Klein Lengden durch den Müller Johann Engelhardt Schmidt durchgeführt, der von Claproth instruiert und mit dem nötigen Altpapier ausgestattet wurde.
Die Experimente verliefen augenscheinlich erfolgreich, und Claproth konnte sein Traktat bereits auf gemäß seiner Erfindung wiederaufbereitetem Papier drucken – dem ersten Recyclingpapier.

Mal abgesehen davon, dass ein ähnliches Verfahren in China schon im 17. Jahrhundert verbreitet war, lässt sich heute nicht mehr einwandfrei nachvollziehen, ob sich tatsächlich alles so zutrug, wie von Claproth beschrieben. Dennoch gilt Claproth heute gemeinhin als Erfinder des Papierrecyclings.
Wer sich darüber hinaus für den genauen Ablauf der Papierherstellung interessiert, kann dies im Anschluss an die Preisverleihung hier im Eingang oder auf der Webseite der Alexanderstiftung nachlesen. Denn, auch dies zählt zu den auszeichnungswürdigen Eigenschaften von Norman Lippert: Als Historiker mit Leid und Seele, gehört es für ihn zum guten Ton, in die Archive einzusteigen, ausgiebig zu recherchieren und wahrheitsgetreu zu berichten.
Wieder einmal gut nachzuvollziehen ist dies in seinem Beitrag „Schwarz auf weiß“, für den ich Ihnen, Herr Lippert, heute herzlich gern den Preis für den zweiten Platz übereiche. Verbunden mit der kleinen Bitte: Machen Sie ruhig noch ein bisschen weiter so!
Herzlichen Glückwunsch!