70 Jahre Filmstadt Göttingen „Hollywood an der Leine“

Laudatio von Detlef Johannson für den Preisträger Thomas Kopietz

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

Alexanderpreis2019 88„Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch den zweiten lesen will“ - für Thomas Kopietz nach seinen eigenen Worten ein Leitspruch für seine Arbeit, für die nach meiner Beobachtung auch eine Reihe anderer, wichtiger, handwerklicher Maximen gilt. Dass diese Grundsätze nach wie vor Wert und Bedeutung besitzen, verhilft mir als altem journalistischen Fahrensmann zu neuer Hoffnung für die Zukunft des Journalismus.

Der hat es in Zeiten der alternativen Fakten und der fake news beileibe nicht einfach. Da wird viel zu oft völlig beliebig gepostet und getweetet, getwittert oder gebloggt – die gründliche Recherche, die erkennbare Trennung von Berichterstattung und Kommentar, die verständliche Vermittlung von Wissen und Informationen – alles das bleibt auf der Strecke.

Thomas Kopietz macht diesen Verrat an der Arbeit einer engagierten Redaktion nicht mit, sondern hält sich an die bewährten Grundsätze, sucht nach den Geschichten für seine Leserinnen und Leser hinter der Fülle der Schlagzeilen und aus dem Berg der Pressemitteilungen. Die Story finden, dann recherchieren, dabei fair bleiben, gründlich arbeiten, überlegt formulieren – trotz ständigen Zeitdrucks.

Wolfgang Alexander, das weiß ich, hätte seine helle Freude daran. An dieser Form der Arbeit, am Selbstverständnis eines Preisträgers, der mit seinem kleinen Göttinger HNA-Team alltäglich schon Bemerkenswertes leistet und trotzdem Zeit und Muße findet, mit besonderen journalistischen Herausforderungen umzugehen.

Das gelingt ihm trefflich. Sogar preiswürdig – nach dem Urteil von Kuratorium und Jury beispielsweise im Fall der Sonderseite „70 Jahre Filmstadt Göttingen – Hollywood an der Leine“, erschienen in der Sonntagszeit der HNA am 8. September 2018.

Den Blick zurückzuwenden in die Jahre, als gefühlt halb Göttingen am Set war, als O.W. Fischer oder Nadja Tiller oder Heinz Ehrhardt hier Stammgäste waren – Thomas Kopietz führt seine Leserschaft auf informationssichere und sprachlich elegante Weise durch die Jahre des großen filmischen Trubels, in denen nahezu jede Göttinger Familie einen Komparsen stellte oder zumindest kannte.

Infotainment at it's best, exzellenter Lesestoff, gut illustriert, ein Autor, dessen Freude an dem Thema Zeile für Zeile erkennbar ist und dem man gern über den ersten Satz hinaus nicht nur bis zum zweiten, sondern über viel Absätze folgt. „Hollywood an der Leine“ ist natürlich kein taufrisches Thema. Aber so wie Thomas Kopietz seinen journalistischen Scheinwerfer auf diesen episodenhaften Teil der Stadtgeschichte wirft, macht es einfach Spaß seine Texte zu lesen.

Übrigens auch die über die legendäre Barbara, die Schöpferin und Interpretin des Göttingen-Chansons, oder über die Gründung der Max-Planck-Gesellschaft in unserer Stadt. Das waren zwei weitere Themen für die HNA-Sonntagszeit, für die Thomas Kopietz im vergangenen Jahr verantwortlich zeichnete. Gut so, sagt mir meine innere, lokalpatriotische Stimme. So werden nämlich auch weite Teile Hessens mit besonderen Göttinger Errungenschaften und Begebenheiten vertraut. Der Redakteur ehrenamtlich im Dienste des Stadtmarketings.

Das, meine Damen und Herren, war allerdings ein Aspekt, der die Mitglieder des Kuratoriums und der Jury nicht beeinflusst hat. Uns hat die gesamte journalistische Leistung überzeugt. Der jetzt auch buchstäblich ausgezeichnete Beitrag erfüllt und übererfüllt in jeder Hinsicht die Anforderungen der Stiftung und verdient aus unserer Sicht die Vergabe des ersten Preises.

Unser neue Preisträger, meine Damen und Herren, ist 1961 in Hameln geboren worden, hat Sozialwissenschaften studiert, auch in Göttingen, hat fast zeitlebens gern geschrieben, in der Schülerzeitung , im kleinen Weser-Kurier oder für das Magazin des Göttinger Hochschulsports.

Wenn Neigung und Begabung die Ringe tauschen, dann muss eine Profession daraus werden. Wurde es auch. Mit einem Volontariat bei der HNA, nach dessen Abschluss Thomas Kopietz in mehreren HNA-Redaktionen und – ressorts arbeitete, bevor er 2011 Redaktionsleiter in Göttingen wurde. Er ist ein geschätzter und anerkannter Akteur auf dem lokalen und regionalen Göttinger Medienmarkt. Und seit heute auch ein verdienter Preisträger.

Verehrter Herr Kopietz, Gratulation. Ich beglückwünsche Sie im Namen von Kuratorium und Jury der Alexander-Stiftung.